Six-Sigma-Methode: Wie sie funktioniert und was sie bewirkt (2024)

Was ist Six Sigma?

Der Name erklärt das Prinzip der Methode: Der griechische Buchstabe Sigma bezeichnet in der Mathematik die Standardabweichung einer Gaußschen Normalverteilung, und 6 ist in diesem Zusammenhang ein besonders guter Wert.

Bei Unternehmensprozessen wird nicht immer genau das angestrebte Ergebnis erreicht, sondern es kommt wie bei der Gaußschen Normalverteilung zu einer Variation. Diese Streuung bzw. die Anzahl der Fehler in einem Prozess kann als Sigma-Niveau quantifiziert werden. Je geringer die Streuung, desto besser die Performanz des Prozesses und desto höher der erreichte Sigma-Wert.

Ein Niveau von 6, also ein Six Sigma, entspricht dabei mit nahezu 0 der bestmöglichen Fehlerquote. In diesem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Produkt fehlerhaft ist, bei 0,00034 Prozent. Zur Einordnung: In den meisten Unternehmen liegt der Sigma-Wert bei 3 bis 4.

Vorteile von Six Sigma für Unternehmen

Im Zentrum von 6 Sigma steht die Reduzierung der Fehlerquote. Doch Unternehmen, die ihre Organisation nach den Prinzipien umstrukturieren, profitieren von weiteren – teils indirekten – Vorteilen. Fünf zentrale Vorteile werden im Zusammenhang mit Six Sigma meistens genannt:

  1. Nachhaltigkeit: Die Methoden ermöglichen nachhaltigen Erfolg. Denn die Prozesse sind klar strukturiert und bieten eine Basis, um kontinuierlich zu korrigieren und mit den veränderten Rahmenbedingungen des Marktes Schritt zu halten.
  2. Kundenzufriedenheit: 6 Sigma legt großen Wert auf die Kundenperspektive. Denn nur wenn Unternehmen die Wünsche ihrer Kunden verstehen, können sie überhaupt auf Prozessergebnisse hinsteuern, die wirtschaftlichen Erfolg bedeuten.
  3. Wertsteigerung: Die Umsetzung der Six-Sigma-Prinzipien erhöht den Wert des Unternehmens für den Kunden. Durch die Einführung von Messgrößen können Kundenwünsche konkreter verstanden und gezielt erreicht werden.
  4. Unternehmenskultur: Gelingt die Integration von 6 Sigma in die Organisation, führt dies zu einer besseren Kommunikation zwischen Managern und Mitarbeitern, da sie über das Six-Sigma-Modell eine einheitliche Sprache sprechen.
  5. Lernende Organisation: Die Verbreitung von Wissen innerhalb einer Organisation spielt eine wichtige Rolle in 6 Sigma. Der Gedanke von lebenslangem Lernen ist in der Methode verankert und entspricht den Anforderungen, denen Unternehmen heute angesichts von globalem Wettbewerb und Digitalisierung genügen müssen.

Wie funktioniert die Anwendung in der Unternehmenspraxis?

Die Six-Sigma-Methode umfasst eine Vielzahl verschiedener Management-Techniken zur Qualitäts- und Prozessoptimierung. Die Gesamtheit wird häufig unter dem Schlagwort Six Sigma Toolkit zusammengefasst.

Das bekannteste und wichtigste Instrument ist das Fünf-Phasen-Modell, das auch als DMAIC-Zyklus bezeichnet wird:

Das Fünf-Phasen-Modell kann abgewandelt auch für neue Prozesse verwendet werden. Die Phase „Improve“ wird dann durch „Engineer“ (Entwickeln) ersetzt – anhand der Untersuchungsergebnisse etabliert man also einen neuen Arbeitsablauf.

Innerhalb eines Six-Sigma-Verbesserungsprojekts übernehmen Mitarbeiter unterschiedliche Rollen. Da es zu den zentralen Prinzipien der Methode gehört, dass jedem Projektbeteiligten seine Aufgaben klar sind, wurden hierarchisch kategorisierbare Rollen mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten definiert.

Ihre Bezeichnungen sind angelehnt an die im asiatischen Kampfsport verbreiteten Gürtel: gelb, grün, schwarz, schwarzer Meistergürtel und Champion. Für jeden Gürtel können Manager und Mitarbeiter eine Zertifizierung ablegen.

Gelber Gürtel: Der gelbe Gürtel ist die Einstiegszertifizierung und bietet einen Überblick über die Grundlagen von 6 Sigma. Gelb zertifizierte Mitarbeiter sind Unterstützer in Projekten. Meist handelt es sich um Experten in einem Fachbereich oder aber um Manager, die zukünftig weitere Zertifizierungen erwerben wollen.

Grüner Gürtel: Wer die Zertizifierung des grünen Gürtels abgelegt hat, verfügt über tiefergehende methodische Kenntnisse und ist in der Lage, einen eigenen Verantwortungsbereich in einem Six-Sigma-Projekt zu leiten.

Schwarzer Gürtel: Inhaber des schwarzen Gürtels leiten komplexe 6-Sigma-Projekte und verfügen über tiefe fachliche Expertise sowie hohe Sozialkompetenz, um große Veränderungsprozesse umzusetzen. Sie sind maßgeblich für den Erfolg des Projekts verantwortlich und fungieren auch als Motivator für Manager der niederrangigeren Gürtel.

Schwarzer Meistergürtel: Wer den Meistergürtel trägt, hat – in Abstimmung mit der Geschäftsführung – Prozessverantwortung und kümmert sich um die strategische Ausrichtung von 6 Sigma innerhalb der Organisation. Er ist mit der Qualifikation von Mitarbeitern betraut und legt Six-Sigma-Standards im Unternehmen fest.

Champion: Der Champion, auch Sponsor genannt, stammt aus dem mittleren oder oberen Management und ist nicht in das Tagesgeschäft der Projekte eingebunden. Er wählt Projekte aus, initiiert und überwacht sie und steht den Projektakteuren in jeder Projektphase als Unterstützer zur Seite.

Six Sigma vs. Lean Management

Für Einsteiger in die Materie kommt früher oder später die Frage auf, wie sich Six Sigma von Lean Management unterscheidet, ob es Überschneidungen oder Kombinationsmöglichkeiten gibt. Tatsächlich wurde ein Lean Six Sigma entwickelt, das Six Sigma mit Elementen des Lean Management anreichert.

In ihrer Ursprungsform sind beide Methoden jedoch durchaus unterschiedlich, auch wenn sie beide der Prozessoptimierung dienen. Sie widersprechen sich dabei nicht, sondern lassen sich je nach Unternehmenserfordernissen kombiniert anwenden.

Lean Six Sigma verbindet den Fokus auf Schnelligkeit aus dem Lean Management mit dem Anspruch an höchste Qualität von Six Sigma. Seit der Jahrtausendwende wird dieser kombinierte Ansatz in Management-Trainings vermittelt. Dabei werden Prozesse nach dem Six-Sigma-Ansatz in fünf Phasen gegliedert, wobei in jeder Phase darauf geachtet wird, Verschwendung zu minimieren. Darüber hinaus findet eine weitere Integration von Lean-Techniken statt, die auf die individuellen Anwendungsfälle zugeschnitten sind.

Geschichte und Verbreitung von Six Sigma

Six Sigma wurde in den 1980er-Jahren von Motorola in den USA erdacht, um die Fehlerquote in der Produktion zu minimieren. Nach und nach übernahmen andere Global Player wie Kodak, ABB oder IBM die Methode und entwickelten sie weiter. Den Durchbruch schaffte Six Sigma dann in den 1990er-Jahren, nachdem Jack Welch 1996 Six Sigma bei General Electrics einführte und damit sehr erfolgreich war.

6 Sigma wurde zunächst nur in der Fertigungsindustrie eingesetzt. Mittlerweile ist der Ansatz aber auch im Dienstleistungssektor verbreitet.

Um das Jahr 2000 begannen Unternehmen Six Sigma mit Lean Management zu kombinieren. Diese Strategie wird mittlerweile mit Begriffen wie „Lean Sigma“, „Six Sigma + Lean“ oder „Lean Six Sigma“ beschrieben.

Bitte beachten Sie den rechtlichen Hinweis zu diesem Artikel.

Six-Sigma-Methode: Wie sie funktioniert und was sie bewirkt (2024)

FAQs

Six-Sigma-Methode: Wie sie funktioniert und was sie bewirkt? ›

Six Sigma ist eine Methode zur Prozessverbesserung, mit der Unternehmen ihre Geschäftsprozesse verbessern können. Dabei geht es um die Einführung einheitlicher Prozesse, um die Anzahl der Abweichungen im Endprodukt zu minimieren, was letztendlich die Anzahl der Produktfehler verringert.

Wie funktioniert Six Sigma? ›

Six Sigma ist ein datengesteuerter Ansatz, der darauf abzielt, Fehler in einem Prozess zu erkennen und zu beseitigen. Dabei werden statistische Analyse Techniken wie DMAIC (Definieren, Messen, Analysieren, Verbessern und Kontrollieren) eingesetzt, um Verbesserungen zu erzielen.

Wann ist Six Sigma sinnvoll? ›

Six Sigma ist auch eine statistische Spielwiese. Es ist fast immer nützlich für Manager, mehr über statistische Zusammenhänge in ihren Unternehmen zu erfahren. Wenn Sie allerdings nicht genau wissen, was Sie eigentlich erreichen wollen, kann ein genormtes Qualitätsmanagement extrem teuer und ineffizient sein.

Ist Six Sigma noch aktuell? ›

Heute werden nur noch vereinzelt Six Sigma Projekte durchgeführt. Und zwar immer dann, wenn Teilprozesse viele Fehler aufweisen und Daten zur Analyse vorhanden oder einfach zu ermitteln sind. Als ganzheitliches Management-System konnte Six Sigma im Shared Service Center also nicht Fuß fassen.

Ist Six Sigma eine agile Methode? ›

Die Einordnung des Lean Six Sigma-Ansatzes zwischen dem traditionellen und dem agilen Projektmanagement beweist jedoch, dass Six Sigma als Vertreter des hybriden Projektmanagements die Einbindung agiler Charakteristiken nicht nur erlaubt, sondern bereits über Eigenschaften des agilen Projektmanagements verfügt.

Was bringt Lean Six Sigma? ›

Bei der Lean Six Sigma-Methode steht die Fehlervermeidung über der Fehlererkennung. Ziel von Lean Six Sigma ist es also nicht, den Fehler zu finden, sondern zu verhindern, dass er überhaupt erst entsteht. Dies wird erreicht, indem die Vorteile von Six Sigma + Lean miteinander kombiniert werden.

Welche Firmen benutzen Six Sigma? ›

Lean Six Sigma, ist vor allem durch die Anwendung in großen Unternehmen, wie General Electric, Du Pont, Motorola, SGL Carbon bekanntgeworden. Diese Unternehmen investierten in ein breit angelegtes Ausbildungs-und Coaching-Programm.

In welchem Land wurde Six Sigma erfunden? ›

Die Vorläufer von Six Sigma wurden in den 1970er Jahren erst im japanischen Schiffbau eingeführt, später in der japanischen Elektronik- und Konsumgüterindustrie. Six Sigma wurde 1987 von Motorola in den USA entwickelt. Große Popularität erlangte der Six-Sigma-Ansatz durch Erfolge bei General Electric (GE).

Wie lange dauert ein Six Sigma Projekt? ›

DMAIC-Methode

Ein Green Belt Projekt dauert maximal 3 Monate und ein Black Projekt soll nach 6 Monaten erfolgreich beendet sein. Deshalb wird bereits im Projektcharter der Endtermin festgeschrieben, an dem das fertige Projekt dem Auftraggeber (Champion) vorgestellt wird.

Wie viele Sigmas gibt es? ›

Das Sigma steht, wie bereits erwähnt, für die Standardabweichung. Es gibt die Sigma-Regeln in drei Ausprägungen: Die Ein-Sigma-Regel, die Zwei-Sigma-Regel und die Drei-Sigma-Regel.

Wie lauten die 4 Grundwerte des agilen Manifestes? ›

4 zentrale Werte

Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge. Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentation. Kooperation mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen. Reaktion auf Veränderung ist wichtiger als Planerfüllung.

Ist Six Sigma Projektmanagement? ›

Bei dieser Methode geht es aber nicht nur um die Qualitätsverbesserung in der Fertigung; Six Sigma wird ist auch im Projektmanagement eingesetzt. Alle Unternehmen, unabhängig von der jeweiligen Branche, müssen effiziente Prozesse entwickeln, um Projekte erfolgreich abzuschließen und auf dem Markt relevant zu bleiben.

Was sind agile Methoden einfach erklärt? ›

Agile Arbeitsmethoden sind per Definition flexible, iterative Arbeitsweisen, deren Ziel es ist, alte Prozesse mit neuer Flexibilität, innovativen Denkmustern und schneller Handlungsfähigkeit zu ersetzen, damit Unternehmen auf die Anforderungen einer digitalisierten und schnelllebigen Welt angemessen reagieren können.

Wie viel Prozent sind 6 Sigma? ›

Wieso die Begrifflichkeit "Six Sigma" (6 Sigma)?

In Qualitätskennzahlen ausgedrückt heißt das 99,999660% Qualität.

Was kostet Six Sigma? ›

Six Sigma Black Belt Schulungstermine im Überblick
KursDatumPreis
Certified Black Belt Bootcamp10.06. - 13.06.3.779,00€
Certified Black Belt | Live Online Seminar24.06. - 28.06.3.679,00€
Certified Black Belt24.06. - 28.06.3.979,00€
Certified Black Belt24.06. - 28.06.3.979,00€
6 more rows

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Corie Satterfield

Last Updated:

Views: 6266

Rating: 4.1 / 5 (62 voted)

Reviews: 93% of readers found this page helpful

Author information

Name: Corie Satterfield

Birthday: 1992-08-19

Address: 850 Benjamin Bridge, Dickinsonchester, CO 68572-0542

Phone: +26813599986666

Job: Sales Manager

Hobby: Table tennis, Soapmaking, Flower arranging, amateur radio, Rock climbing, scrapbook, Horseback riding

Introduction: My name is Corie Satterfield, I am a fancy, perfect, spotless, quaint, fantastic, funny, lucky person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.