Oceanis 34.1 im Test: Fahrtenyacht-Bestseller mit vielen Gesichtern (2024)

Themen in diesem Artikel

  • Die Beneteau Oceanis 34.1 besticht durch ihr eigenständiges Design
  • Einzigartige Vielfalt: Drei Kiele, zwei Riggs, zwei Innenräume
  • Die Beneteau Oceanis 34.1 deckt eine große Bandbreite ab
  • Segeln mit der Beneteau Oceanis 34.1 ist wie Kart-Fahren
  • Nüchternes Interieur mit hohem Wohnkomfort
  • Messwerte Beneteau Oceanis 34.1
  • YACHT-Bewertung Beneteau Oceanis 34.1
  • Technische Daten Beneteau Oceanis 34.1

In diesem Artikel:

  • Messwerte Beneteau Oceanis 34.1
  • YACHT-Bewertung Beneteau Oceanis 34.1
  • Technische Daten Beneteau Oceanis 34.1

Bei den Modellbezeichnungen in der Klasse um zehn Meter Rumpflänge nimmt es kaum eine große Werft genau. So wurde die einst als Cruiser 32 gestartete und später zur Cruiser 33 gewordene Einstiegs-Bavaria aus Marketinggründen längst zur 34er. Dufour nennt sein Boot bei fast identischer Länge sogar 360. In diesem Umfeld passt sich die neue Oceanis 34.1 gut an.

Der von Marc Lombard entworfene Rumpf ist eigentlich nur 32,8 Fuß lang. Doch durch den hohen Freibord und die breite Spantform wirkt das Boot aus der Ferne größer. In Bezug auf Raumaufteilung und Volumen unter Deck übertrifft es die Konkurrenz nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich. Man könnte es als "Scheinriesin" bezeichnen, auch wenn dieser Begriff negativ besetzt ist.

Die Beneteau Oceanis 34.1 besticht durch ihr eigenständiges Design

Wie ihre Schwestermodelle aus gleichem Haus verfügt die Oceanis 34.1 über Kimmkanten, die sich von achtern, wo sie weich ausgeformt sind, bis ganz nach vorn ziehen. Während die benetzte Fläche bei neutraler Lage dadurch gering bleibt, bietet das Boot im Innenraum mehr nutzbare Breite.

Zum Deck hin ist der Rumpf leicht angefast, was etwas mehr Festigkeit bringt und einen kleinen Gewichtsvorteil. Vor allem aber wirkt es zeitgemäßer und kaschiert den hohen Freibord. Doppelruder sind bei Bene­teau inzwischen obligatorisch, anders als bei der Konkurrenz. Und es überrascht fast, dass Marc Lombard die mit 3,57 Metern größte Breite nicht ganz bis nach achtern geführt hat. Tatsächlich ist das Heck etwas eingezogen, was dem Entwurf visuell gut tut.

Weil der Mast über zwei breite, stark gepfeilte Salingspaare abgespannt wird, braucht die Oceanis kein Achterstag. Dadurch konnten die Steuersäulen weit nach außen und ans Heck wandern, was wiederum die Plicht vergrößert. Das Bemühen um maximale Raumausnutzung – es zieht sich durchs ganze Boot.

Einzigartige Vielfalt: Drei Kiele, zwei Riggs, zwei Innenräume

Und dann ist da noch etwas, das die 34.1 auf die Spitze treibt: ihre tatsächlich unübertroffene Vielseitigkeit und Variabilität. Es gibt sie mit allein drei verschiedenen Anhängen, darunter ein in dieser Klasse nur ganz selten angebotener Schwenk­kiel für Tidenreviere oder Liegeplätze mit geringer Wassertiefe.

Verlagssonderveröffentlichung

Hinzu kommen zwei verschiedene Riggs (Standard- oder Rollmast) mit drei unterschiedlichen Segelplänen und zwei Ausbau­varianten: Achtern gibt es wahlweise zwei Doppelkabinen oder eine Kammer, der dann an Back­­bord eine größere Nasszelle und eine riesige Backskiste gegenüberliegen.

Das Wunschprogramm ist hiermit noch längst nicht beendet. Denn die Liste der Extras und Optionspakete umfasst bald 100 Zeilen, ergänzt um 20 Fußnoten dazu, welche Sonderausstattung sich mit welcher Version verbinden lässt und welche nicht. Aus dieser Fülle an Möglichkeiten das genau Richtige zu finden stellt Interessenten wie Händler vor eine echte Herausforderung. Es macht die Oceanis aber erst zu dem, was sie sein soll: ein Boot für die ganze Welt.

So finden sich auch Extras, die es anderswo für Zehn-Meter-Yachten überhaupt nicht ab Werft gib. Dazu zählt etwa eine kompakte Klimaanlage von Dometic, die über Lithium- Akkus und Inverter betrieben werden kann und nicht auf Landstrom oder Generator angewiesen ist. Eine fürs Mittelmeer oder die Karibik höchst attraktive Innovation, die wir in einer der nächsten Ausgaben gesondert und ausführlich im Skippers Magazin vorstellen werden.

Die Beneteau Oceanis 34.1 deckt eine große Bandbreite ab

Ihre unerreichte Breitbandigkeit war es, die der 34.1 im Jahr ihrer Premiere die Nominierung für Europas Yacht des Jahres gesichert hat. Sie reicht von der Vielfalt möglicher Komponenten bis hin zu ihrer grundsätzlichen Auslegung. Ein guter Indikator dafür ist die Segeltragezahl. Wählt man die bequemste Variante mit Rollmast und Selbstwendefock, kommt die Oceanis auf einen Wert von 3,8, der nicht gerade Temperament verheißt. Im Standard sind es 4,0, in der höchsten Ausbaustufe mit weit ausgestelltem Topp im Groß und Genua dagegen schon fast sportliche 4,5 – eine ex­treme Spreizung.

Uns stand für den Test die höchst empfehlenswerte First-Line-Version zur Verfügung. Allerdings war sie nicht mit der dazu passenden 27-Quadratmeter-Genua aus­gestattet, sondern mit der Selbstwendefock (18,3 Quadrat­meter). Am Wind liegt die Segel­tragezahl damit leicht über der Basisversion (4,1 statt 4,0), bleibt aber deutlich unter dem maximal möglichen Potenzial. Ungeachtet dessen vermittelte das Boot Spaß.

Oceanis 34.1 im Test: Fahrtenyacht-Bestseller mit vielen Gesichtern (7)Foto: YACHT/A. LindlahrDie 34.1 wirkt leichtfüßig, bleibt aber selbst unter Druck stets kontrolliert

Segeln mit der Beneteau Oceanis 34.1 ist wie Kart-Fahren

Bei 3 Beaufort und trotz einer kabbeligen Altsee kreuzte die Oceanis munter mit an die 6 Knoten Fahrt durchs Wasser. Unter Code Zero und auf offenerem Kurs, bei rund 60 Grad zum wahren Wind, kam richtig Leben in die Kiste. Zum einen, weil das Mehr an Segelfläche unmittelbar zu einem Mehr an Geschwindigkeit führt. Zum anderen, weil das Boot sehr direkt auf Ruderimpulse reagiert. Es hat fast etwas von Kart-Fahren, zumindest in bewegter See. Das erfordert von Novizen Gewöhnung, macht aber auch Laune, zumal ihre Direktheit nicht mit Nervosität einhergeht.

Im Gegenteil: Die 34.1 segelt steif, gut kontrollierbar und ohne Tücke. Zudem vermittelt sie eine strukturelle Festigkeit und Solidität, die überdurchschnittlich anmutet: kein Verwinden, kein Zittern in der Welle, obendrein auch kaum Geräusche vom Ausbau. Das erstaunt umso mehr, als sie zu den leichteren Yachten ihres Genres zählt; gegenüber ihrer Vorgängerin, der 35.1, wiegt sie bei gleichem Volumen fast eine halbe Tonne weniger.

Unter Motor bleibt die Oceanis unauf­fällig. Das mit dem optionalen 29-PS-Drei­zylinder von Yanmar ausgestattete Testboot lief in der Spitze 7,5 Knoten, das ist Rumpfgeschwindigkeit; bei Marschfahrt waren es immer noch 6,6 Knoten. Die Manö­vrier­eigenschaften erwiesen sich als unproblematisch, trotz der nicht direkt angeströmten Doppelruder. Auch hier kommt die von Konstrukteur Marc Lombard favorisierte Handlichkeit zum Tragen. Das Boot reagiert wie schon unter Segeln direkt und agil, lässt sich folglich gut durch volle Häfen und in enge Lücken dirigieren.

Nüchternes Interieur mit hohem Wohnkomfort

Wer auf dem Wasser eher Wellness sucht als Freude an der Fortbewegung, kann mit der 34.1 gleichfalls glücklich werden. Die Stringenz und Reduziertheit ihres von Nauta Design gestalteten Interieurs wirkt zwar nicht gerade heimelig, bei grauem Himmel und Nieselregen gar regelrecht nüchtern. Jenseits des Atmosphärischen gibt es dagegen so gut wie nichts zu bemängeln.

Oceanis 34.1 im Test: Fahrtenyacht-Bestseller mit vielen Gesichtern (8)Foto: YACHT/A. LindlahrGeradlinig. Der Salon mutet geräumig an, ist aber etwas karg möbliert

Vielmehr bietet kein Konkurrent so viel Yacht auf gleicher Länge: Stehhöhen, Stauraumangebot und Kojenmaße gehen selbst in der Version mit zwei Achterkabinen voll in Ordnung. Vorn logiert man in allen Varianten höchst komfortabel.

Wer sich etwas Gutes gönnen will, wählt achtern nur eine Kabine, genießt dort dann fast die gleiche Liegefläche wie im Vorschiff und bekommt eine Nasszelle mit separater Dusche sowie rund 2,5 Kubikmeter Extra- Stauraum in der Backskiste dazu. In Verbindung mit dem First-Line-Rigg stellt dies die ganzheitlichste Variante dar – eine, die in der Lage ist, viele Eigner zu begeistern.

Messwerte Beneteau Oceanis 34.1

Segelleistungen

Oceanis 34.1 im Test: Fahrtenyacht-Bestseller mit vielen Gesichtern (9)

ohne Abdrift und Strom, Windgeschwindigkeit: 8–10 kn (3 Bft.), Wellenhöhe: Altsee ca. 0,5 Meter

* Mit Code Zero ** Mit Gennaker

Potenzial

Oceanis 34.1 im Test: Fahrtenyacht-Bestseller mit vielen Gesichtern (10)

Die 34.1 trägt im Standard wenig, in der First Line relativ viel Segel (STZ 4,5)

1: Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V).

Kojenmaße

Oceanis 34.1 im Test: Fahrtenyacht-Bestseller mit vielen Gesichtern (11)

YACHT-Bewertung Beneteau Oceanis 34.1

Außen bullig, innen leicht unterkühlt – die Oceanis 34.1ist keins dieser Boote, denen man sofort verfällt. Aber die Summe ihrer Sekundärtugenden ergibt am Ende für fast jeden Geschmack ein ziemlich sehr gutes Ganzes

Konstruktion und Konzept

  • + Sehr vielfältig konfigurierbarer Tourer
  • + Effiziente Rumpflinien
  • + Derzeit modernste Yacht ihrer Klasse

Segelleistung und Trimm

  • + Direkt und lebendig auf dem Ruder
  • + Mit First-Line-Rigg gute Performance
  • - Teils mühsames Leinen-Management

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Gute Raumausnutzung
  • + Ordentliche Verarbeitung
  • - Unter Deck nüchternes Ambiente

Ausrüstung und Technik

  • + Sehr umfangreiche Optionsliste
  • - Knappe Standardausstattung

Technische Daten Beneteau Oceanis 34.1

Oceanis 34.1 im Test: Fahrtenyacht-Bestseller mit vielen Gesichtern (12)Foto: YACHTMaximale Variabilität: Zwei Kajütlayouts, drei Kiele, dazu zwei verschiedene Riggs – mehr bietet sonst kein Zehn-Meter-Boot

  • Konstrukteur: Lombard Design
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 9,96 m
  • Breite: 3,57 m
  • Tiefgang/alternativ: 2,0/1,5, 1,25–2,55 m
  • Gewicht: 5,5 t
  • Ballast/-anteil: 1,6 t/29 %
  • Großsegel: 31,0 m2
  • Selbstwendefock: 18,7 m2
  • Maschine (Yanmar): 15 kW/21 PS

Rumpf- u. Decks­bauweise

  • Rumpf: GFK-Massivlaminat im Handauflegeverfahren
  • Deck: Vakuum-In­jektion mit Balsaholzkern

Preis und Werft

(Stand: Q4/2021)

  • Grundpreis ab Werft: 129710 €
  • Preis segelfertig*: 150740 €
  • Komfortpreis*: 168920 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahre
  • Werft: Chantier Beneteau, 85850 Saint-Gilles-Croix-de-Vie (Frankreich); www.beneteau.com

* wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

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